Geschichte

Wir sind eine Bochumer Traditionsgesellschaft, die im Jahre 2020 ihr 140jähriges Bestehen feierte. Sie hat also alle Höhen und Tiefen dieser stürmischen Zeit mit vielen Umbrüchen in Staat und Gesellschaft erlebt: Staatsformen kamen und gingen, Regierungen stürzten, gesellschaftliche Sichtweisen änderten sich, die „Kanone“ blieb.

Die Gründung der Gesellschaft „Kanone“ im Jahre 1880 muß gesehen werden im Kontext großer Umwälzungen in Wirtschaft, Staat und Gesellschaft in den letzten Dekaden des 19. Jahrhunderts. Aus wenig bedeutenden Städten zwischen Ruhr und Lippe entwickelte sich eine gewaltige Agglomeration von Schwerindustrie und Bergbau, es entstand das industrielle Herz Deutschlands, das Ruhrgebiet.

Bochum wuchs zwischen 1880 und 1900, also innerhalb von nur 20 Jahren, von 40000 auf 100000 Einwohner. Den vielen Neubürgern boten zahlreiche Vereine mit unterschiedlichen Zielsetzungen und zum Teil skurrilen Namen Möglichkeiten der Freizeitgestaltung. Eine dieser Gesellschaften ist die Herrengesellschaft „Kanone“. Bereits in der Gründungsanzeige beim "Polizei-Amt" wurde betont, "der Verein dient lediglich geselligen Zwecken". Dabei ist es bis heute geblieben.

Die Entwicklung der Gesellschaft verlief in der Zeit bis zum 1. Weltkrieg uneinheitlich. Die Annalen verzeichnen zunächst eine Phase stürmischen Aufschwungs. Bis zu 250 Mitglieder gehörten zur Gesellschaft, sie besaß ein eigenes repräsentatives „Kanonen-Haus“ an der Kortumstraße und eine eigene Weinhandlung. Es folgte eine Zeit des Niedergangs, in der sogar das Stiftungsfest wegen geringen Interesses abgesagt werden mußte.

Seit dem Ende des 1. Weltkrieges verläuft das Leben der Gesellschaft in den Bahnen einer unaufgeregten Normalität, wie man es von einem Verein erwartet, der Geselligkeit pflegt.

Störungen des Gesellschaftslebens wurden allerdings noch zweimal von politischen Ereignissen erzwungen: Nach 1923 löste sich die Gesellschaft während der Besatzung durch französische Truppen kurzzeitig auf -- in Erwartung möglicher Repressionen. Und nach 1943 kam wegen der Kriegseinwirkungen das Gesellschaftsleben zum Erliegen. Beide Unterbrechungen dauerten nicht lange, denn Geselligkeit zu pflegen ist ein menschliches Grundbedürfnis.

In den vielen Jahrzehnten seit dem Ende des 2. Weltkrieges hatte die Gesellschaft ständig eine Mitgliederzahl, die mit geringen Schwankungen um 50 pendelte. Diese überschaubare Größe ist die Voraussetzung dafür, daß man sich kennt und auf dieser Basis sich Freundschaften entwickeln können. Andererseits wird -- bei fehlender Präsenzpflicht -- vermieden, daß bei zu geringer Mitgliederzahl Veranstaltungen gefährdet sind.